
pme spendet: Freudenmomente
Im vergangenen Jahr überraschte der pme Familienservice verschiedene soziale Projekte mit einer Spende. Eines davon waren die nestwärme Freudenmomente. Nestwärme steht für Inklusion und Solidarität, für Miteinander, Gemeinschaft und Geborgenheit für alle. Mit den Freudenmomenten schafft der Verein besondere, inklusive Erlebnisse für die ganze Familie – für Kinder, die mit einer Beeinträchtigung oder chronischen Erkrankung leben, für ihre Geschwister und Eltern sowie bei Bedarf für weitere Angehörige.
Inklusive Erlebnisse für die ganze Familie
Natalie Krieger ist Ansprechperson für Ehrenamtliches Engagement bei nestwärme und die Projektleitung der nestwärme Freudenmomente. Im Interview verrät sie, was sich hinter den Freudenmomenten verbirgt, wie die Spende des pme Familienservice eingesetzt wird und wie sich Ehrenamtliche bei den Freudenmomenten engagieren können.
Liebe Frau Krieger, wie ist das Projekt nestwärme Freudenmomente entstanden?
Natalie Krieger: Im Jahr 1999 gründeten Petra Moske und Elisabeth Schuh in Trier das Sozialunternehmen nestwärme. Während ihres Ehrenamts für Familien mit beeinträchtigten Kindern erkannten sie den großen Bedarf an häuslicher Unterstützung und Entlastung.
Viele Familien benötigten jemanden, der sich um das betroffene Kind oder dessen Geschwister kümmert, damit sie andere Dinge erledigen können. Daraus entstand das Angebot „Zeitschenken“, das Ehrenamtliche in Familien vermittelt. Später wurden weitere Standorte in Hamburg, München, Nürnberg und im Saarland eröffnet.
In der Corona-Zeit haben wir uns am Standort München neu aufgestellt und das Format „Freudenmomente“ aufgebaut. Nestwärme stand immer auch für Begegnung und gemeinsame Erlebnisse, aber es fehlte noch dieses kleine Detail. Jedes Kind hat ein eigenes Freudeempfinden, und ein Kind mit Beeinträchtigung freut sich mitunter über andere Dinge als andere Kinder.
"Bei den Freudenmomenten finden wir im Gespräch mit der Familie heraus, was die besondere Freude des jeweiligen Kindes ist. Und dann setzen sich drei bis vier Ehrenamtliche zusammen und überlegen sich einen Ausflug, ein Motto für eine Geburtstagsfeier oder ein anderes Erlebnis für das Kind und seine Familie."
Die Freudenmomente sind immer ein Gemeinschaftserlebnis von Familien und Ehrenamtlichen. Bei uns gestalten die Familien mit, statt nur Empfänger zu sein. Wichtig ist uns auch das ehrenamtliche Element. Wenn wir zum Beispiel einen Mottogeburtstag feiern, bestellen wir nicht einfach Verkleidungen – wir denken uns passend zum Thema etwas aus und machen möglichst viel selbst: Wir backen, kochen, basteln und suchen eine passende Location.
Können Sie uns Beispiele für Freudenmomente nennen?
Sehr beliebt sind Freudenmomente in der Natur oder mit Tieren. Deshalb sind wir öfter auf Gnadenhöfen oder machen Picknicks im Grünen. Wir haben hier einen Gnadenhof, wo es ein Pferd gibt, auf dem man auch reiten darf. Da hatten wir ein tolles Erlebnis mit einem schwerbehinderten Mädchen, das sich mit ihrem ganzen Körper auf ein ganz ruhiges Pferd legen konnte. Die Mutter sagte später, sie hatte Tränen in den Augen, weil die Pferdehalter so einfühlsam mit ihr und ihrem Kind umgegangen sind.
"Für eine Geburtstagsfeier haben wir einmal einen Barfußparcours auf der Dachterrasse der Familie aufgebaut. Dafür hat eine Wildnispädagogin Materialien aus dem Wald, wie etwa Tannenzapfen, mitgebracht, und alle Kinder durften über den Parcours gehen."
In Düsseldorf gab es einen Freudenmoment, bei dem Hühner im Mittelpunkt stehen mussten. Das fand dann auf einem Gnadenhof mit Hühnern statt, mit passenden Einladungskarten und Verkleidungen – alles unter dem Motto „Hühner“.
Sind die Freudenmomente einmalige Aktionen oder entstehen dabei auch längerfristige Bindungen zu den Familien?
Wir laden die Familien ein, weiterhin mit uns verbunden zu bleiben und beispielsweise beim Sommerfest oder bei der Weihnachtsfeier teilzunehmen. Zudem erhalten wir über eine Kooperation mit KulturRaum München gGmbH einmal pro Quartal ein Kartenkontingent für ein kulturelles Event. Dann laden wir Ehrenamtliche und Familien zu einem Kultur-Freudenmoment ein. Vor kurzem waren wir in München in der Pinakothek der Moderne. So entsteht aus dem bilateralen Angebot der Freudenmomente ein schönes Gemeinschaftsereignis für mehrere Familien und Ehrenamtliche.
Was sind Ihre nächsten Pläne und wie kann die Spende von pme dabei helfen?
Zum einen setzen wir die Spende zur Finanzierung der Freudenmomente ein. Da gibt es manchmal die Frage des Transports, wir brauchen Bastelmaterialien oder Essen und Getränke. Außerdem decken wir damit Eintritts- und Fahrtkosten ab. Die Spende hilft uns, die Freudenmomente in größerer Zahl durchführen, ohne dass die Kasse klamm wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rekrutierung von Ehrenamtlichen. Kürzlich fand die Münchner Freiwilligenmesse statt, die eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung von Ehrenamtlichen spielt. Um uns dort gut präsentieren zu können, haben wir ansprechende Printmaterialien erstellen lassen – auch das ist ein Kostenfaktor.
Wie kann man sich bei den Freudenmomenten engagieren? Und was sollten Interessierte mitbringen?
Wir brauchen immer Menschen, die mit uns die Freudenmomente gestalten, die basteln, Muffins backen und mal irgendwo anrufen. Dann gibt es eine Rolle, die schwerer zu besetzen ist: die sogenannte Koordination. Also eine engagierte Person, die den Hut aufhat und den Blick für alles bewahrt, die den Kontakt zur Familie übernimmt und die Besonderheit findet, was dem Kind Freude macht. Und dann – zusammen mit den anderen Engagierten – schaut, wie sich das umsetzen lässt.
Manchmal geht es aber auch nur darum, vor Ort zu sein und zu unterstützen. Wir hatten zum Beispiel eine Familie, die uns um Unterstützung für ein Netzwerktreffen zur speziellen Erkrankung ihres Kindes angefragt hatte. Dafür mussten die Ehrenamtlichen nichts vorbereiten, sie sollten einfach schauen, wo Hilfe gebraucht wird, mal die Spülmaschine einräumen und Ähnliches.
Wie viel Zeit sollten Ehrenamtliche einbringen können?
Ein Freudenmoment, den wir zu viert durchführen, erfordert in einem Zeitraum von vier Wochen einen Zeitaufwand von sechs bis acht Stunden pro Person – also zwei Stunden pro Woche und Person.
Je mehr Ehrenamtliche wir haben, desto besser können wir die Rollen und Aufgaben verteilen. Dann muss jeder nur kleine Aufgaben übernehmen und fühlt sich nicht überfordert. Uns geht es aber nicht um die Masse, sondern darum, dass die Ehrenamtlichen mit dem Herzen dabei sind und sich regelmäßig engagieren wollen.
Wie kann man sich über Ihre Arbeit informieren oder mit Ihnen Kontakt aufnehmen?
Über unsere Website sowie Instagram und Facebook finden Interessierte viele Informationen und Einblicke. Wer sich für unsere Arbeit interessiert, kann mir auch direkt eine Mail schicken an Natalie.krieger@nestwaerme.de
Soziales Engagement des pme Familienservice
Seit vier Jahren gibt es die Spendenaktion „pme spendet“, bei der die pme-Teammitglieder die Möglichkeit haben, gemeinnützige Vereine aus den Bereichen „Internationale Entwicklungshilfe“, „Soziale Arbeit“, „Klima- und Tierschutz“ und „Kultur“ für eine Spende vorzuschlagen, die sie aktiv unterstützen. Alle Teammitglieder stimmen anschließend für die Organisationen, die sie fördern wollen. Die Vereine mit den meisten Stimmen erhalten eine Spende vom pme Familienservice. 2024 wurden sechs nationale und internationale Organisationen mit insgesamt 50.000 Euro Spendengeldern bedacht.